FREQUENZEN

frequenzen 

Eine Performance zur NS-Zwangsarbeit in Leipzig


Am 4.Juli 2019 feierte die Produktion "frequenzen" Premiere. An 8 Abenden erlebten Zuschauende eine Performance in dem Keller der Angerstraße 36, die auf biografisch-dokumentarischer Recherche basierte. Während des zweiten Weltkrieges wurden in Leipzig mehr als 60.000 Menschen an über 700 Orten zur Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen gezwungen. Ein unbekannter Rhythmus legte sich über ihren Alltag, vereinnahmte ihre Körper und ihr Leben mit Gewalt.

"Dann jeden Tag. 5 Uhr morgens, Tasse Getreidekaffee auf nüchternen Magen, zu Tausenden, in Kolonnen los. Aus ganz Leipzig, auf dem Weg zur Spinnerei, ins Westwerk, Jahrtausendfeld, zu den Motorenwerken. Stempeln. Mit geschwollenen Füßen an den Maschinen. Heißes Öl. 19 Uhr Rückkehr ins Lager. Abendbrot: eine Schüssel Wassersuppe." frei nach M.Gladysz

Die Erinnerungen von Danuta Brzosko-Mędryk und Marian Gladysz - zwei Zwangsarbeiter aus Polen bilden die Säulen der Performance. Eva Geckeler gibt Danuta, welche aus dem KZ Ravensbrück in das Frauenlager der HASAG (Hugo Schneider Aktiengesellschaft) kam, eine Stimme. Misza Prakash verkörpert Marian, welcher mit 16 Jahren aus einem kleinen Dorf in Polen nach Leipzig in die Motorenwerke deportiert wurde. Die Biographien beider Menschen weben sich ineinander. 600 Backsteine bilden das Bühnenbild und werden zum vielschichtigen Symbolträger. Sound wird durch live Einspielungen von Pedro Pereira zum Protagonisten, welcher das zerstörerische System repräsentiert.

Die Performance lädt zur Reflexion über Zwang und Autonomie ein. Sie fragt danach was Selbstbestimmung in der Unterdrückung bedeutet. Die Frauen aus dem Frauenlager brachten nach einem 12-stündigen Arbeitstag die Kraft auf Gedichte und Theaterstücke zu lernen, weil sie hier einen letzten Rest Menschlichkeit wieder fanden.

Neben den Erfahrungen der Zeitzeug*innen rahmt folgendes Gedankenexperiment die Performance. Wir stellten uns die Frage: Was bedeutete die Nationalsozialistische Gleichschaltung im Sinne einer Frequenz für die damalige Zeit? Wie bei einem Radio können auch Menschen Frequenzen einstellen und empfangen. Was passiert also wenn alle die gleiche Frequenz empfangen bzw. dazu gezwungen werden? Bleibt dem Menschen nicht immer auch eine eigene, autonome Frequenz? Gibt es eine Frequenz auf der sich Unterdrückte und Andersdenkende zusammenschließen und gemeinsam kämpfen können? Und was ist die Frequenz unserer heutigen Zeit? Haben wir in der Hand den Schalter zu drehen und unsere eigene Frequenz einzustellen?

Wie findest du deine Frequenz wieder, wenn das Rauschen alles überlagert? Hörst du auf zu Klingen, wenn du gebrochen bist? Kann deine Stimme frei sein, wenn dir dein Körper nicht mehr gehört?     

Eine Produktion von freiraus e.V. 

Künstlerische Leitung: Eva Geckeler und Johanna Dieme. 
Performer*innen: Misza Prakash, Eva Geckeler.
Soundkünstler: Pedro Pereira.
Foto- und Videograph: Fellipe Vergani.
Produktionsleitung: Daniel Gerab Wolle.

Wir danken den Förderern von diesem Projekt: Kulturamt Leipzig und der Stiftung EVZ Erinnerung Verantwortung Zukunft.

Fotoarbeiten über die Performance

Videoarbeiten zur Performance 

Über den Spielort der Performance gibt es folgendes zu berichten:

Wir bedanken uns bei den Förder*innen von diesem Projekt, ohne diese die Umsetzung nicht möglich wäre. Herzlichen Dank an die EVZ - Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft, sowie an das Kulturamt der Stadt Leipzig. Darüber hinaus bedanken wir uns für die gute Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte für Zwangsarbeit in Leipzig.

freiraus e.V. - Leipzig
performative Kunst
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